BUND: Keine Öffnung des Pfälzerwaldes für die Windenergie!

 

Die Umsetzung der Energiewende ist eines der wichtigsten Anliegen unserer Gesellschaft. Gerade deshalb braucht es aber eine qualifizierte Abwägung bei den wichtigsten Schutzgütern des Landes. Besonders beim Ausbau der Windenergie ist eine übergeordnete Steuerung erforderlich. Windhöffige Bereiche sind bevorzugt zu beplanen, da sich so die Anzahl der Anlagen bei hoher Wirtschaftlichkeit des Einzelstandortes minimieren lässt.

Der Pfälzerwald ist die windschwächste Mittelgebirgsregion des Landes, wie der Windatlas des Landes zeigt (Karte 1). In diesem riesigen Raum wären nach BUND-Schätzungen etwa 25-30 Anlagen (rentabel) möglich. Um den Pfälzerwald herum liegen dagegen deutlich stärker windhöffige Gebiete wie die Westricher Hochfläche oder die große Nordpfalz. In diesen Gebieten wird die wichtige Energiewende bezüglich des Ausbaus der Windenergie entschieden. Dort könnten wie andernorts kommunale Beteiligungsmodelle etabliert werden, bei denen sich verantwortungsvolle Kommunen aus dem Pfälzerwald mit starken Restriktionen bezüglich der Windenergie beteiligen. „Aus diesen Gründen wird es mit dem BUND im größten zusammenhängenden Waldgebiet Deutschlands keine Windenergieanlagen geben. Eine weitere Fragmentierung dieser einzigartigen Mittelgebirgslandschaft können wir nicht akzeptieren“, betonte BUND Landesvorsitzender Harry Neumann.

Nun möchten aber einige Kommunen mit Unterstützung des Umweltstaatssekretärs in den landesweit bedeutsamsten und größten Schutzraum für den Naturschutz im zentralen Pfälzerwald Windparks errichten (Karte 2). Hierbei ist von weniger als 40 Windenergieanlagen die Rede. „Türöffner“ sollen zwei Konversionsstandorte sein, wobei die meisten Anlagen meist mitten in Laubwald stehen würden. Genau dieses Gebiet wurde selbst nach Aussagen der Umweltministerin zu Recht als nationalparkschutzwürdig betrachtet. Hier treffen in mittlerer bis größerer Höhenlage die größten Natura-2000-Gebiete des Landes sowie die großen Kern- und Pflegezonen des Biosphärenreservates aufeinander, so dass Windparks z. T. dazwischen eingeklemmt oder direkt in den Randbereich der Schutzgebiete gelegt werden müssten. Wo sonst noch im Land sollte man aus Natur- und Landschaftsschutzgründen auf Windenergieanlagen verzichten?

 „Warum bringt der rheinland-pfälzische Umweltstaatssekretär ausgerechnet dort Windenergieanlagen ins Spiel, wo er laut MAB-Komitee eigentlich die Kern- und Schutzzonen vergrößern müsste? Stattdessen setzt er auf die weitere Fragmentierung dieses hoch schützenswerten Gebietes. Herr Dr. Griese wäre jedoch gut beraten, einer im Dilemma stehenden Kommune besser den „Ausweg“ über die genannten kommunalen Beteiligungsmodelle an Windkraftanlagen in den windhöffigen Gebieten der Pfalz aufzuzeigen“, so Dr. Holger Schindler, stv. Vorsitzender des BUND Rheinland-Pfalz. Vertreter der Naturschutzverbände waren im Podium der Veranstaltung leider nicht vertreten.

Durch diese Handlungsweise werden die Kommunen geradezu animiert, gegen Allgemeininteressen zu verstoßen. „Oder soll etwa die Windkraftetablierung noch vor der neuen Kernzonenvergrößerung erfolgen?“ fragt sich Dr. Jürgen Ott, Sprecher des BUND Arbeitskreises Naturschutz. In der im Landesvergleich windschwächsten und gleichzeitig höchst schützenswerten Region die Windenergie voranzutreiben, stellt die Frage, ob die Umweltministerin weiß, was ihr Staatssekretär hier tut. Ein solcher Vorgang bringt das Umweltministerium nach bei ansonsten engagierter Arbeit absolut in Misskredit. Dabei könnten am „Langer Kopf“ die Vorschläge des BUND Arbeitskreises Denkmalschutz von Prof. Hartmut Hofrichter umgesetzt werden. Ein teilweiser Erhalt eines überregional bedeutsamen Denkmals des „Kalten Krieges“ ist auch mit einer energetischen Nutzung in Form von Fotovoltaik-Anlagen gut kombinierbar.

„Alleine schon die beförderte Diskussion um die Verlegung von Schutzgebieten (Pflegezone) zur Etablierung der Windkraft im Pfälzerwald sprach Bände. Wir als Naturschützer sehen uns ausgerechnet von einem grünen Politiker nicht ernst genommen. Ein weiteres Wachrütteln der Bevölkerung ist nötig, ein Schnellschuss wäre der größte Fehler, den die betroffenen Kommunen jetzt machen könnten. Zumal sich alle übergeordneten Fachbehörden sowie das MAB-Komitee unter Herrn Waldhausen gegen eine Windkraftnutzung in der Waldlandschaft Pfälzerwald ausgesprochen haben, was auch der BUND- und Verbändeposition entspricht“, macht Dr. Holger Schindler deutlich.

Gerade vor einigen Tagen hat die Landesdelegiertenversammlung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Rheinland-Pfalz, noch einmal die Einhaltung der Kriterien des MAB-Komitees durch das Umweltministerium angemahnt, wozu neben anderen auch die Freihaltung der Waldlandschaft im Pfälzerwald von Windenergie gehört.

Der BUND steht einer Bürgerbefragung sehr positiv gegenüber. Diese muss allerdings pfalzweit stattfinden, möglichst viele Nutzer des Pfälzerwaldes betreffen und nicht nur wenige Kommunen, so dass der übergeordneten Bedeutung dieses Problems gerecht wird.

Für Rückfragen:

Dr. Holger Schindler, stv. BUND-Landesvorsitzender, 06306-701505 oder 01522-8608515

Harry Neumann, BUND-Landesvorsitzender, 02626-926441 oder 01577-9575158