Im Rahmen einer Pressekonferenz haben der BUND Landesverband Rheinland-Pfalz, der DGB Rheinland-Pfalz / Saarland und das Entwicklungspolitische Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz (ELAN) gemeinsam mit dem Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, der Diözesanstelle Weltkirche im Bistum Trier und dem Gemeindedienst für Mission und Ökumene der Evangelischen Kirche im Rheinland ihren Zusammenschluss zum Bündnis Faire Vergabe Rheinland-Pfalz bekanntgegeben. Das Bündnis hat sich auf Initiative von BUND, DGB und ELAN gegründet. Das Bündnis Faire Vergabe Rheinland-Pfalz will sich für eine verbindliche gesetzliche Regelung einsetzen, die alle öffentlichen Beschaffungsstellen in Rheinland-Pfalz verpflichtet, ökologische und soziale Kriterien sowie die Menschenrechte entlang der Lieferkette zu berücksichtigen, zu kontrollieren und Verstöße zu sanktionieren. Steuergelder dürfen nicht mehr für Produkte und Leistungen ausgegeben werden, bei denen nicht klar ist, ob Arbeits- und Menschenrechte eingehalten werden oder ob Tariftreue, gute Arbeit und ökologische Standards eine Rolle spielen.
Das gesamte öffentliche Auftragswesen in Deutschland beläuft sich auf etwa 460 Milliarden Euro. Das entspricht knapp 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das Bündnis ist der Überzeugung, dass der Staat sich als öffentlicher Auftraggeber bei der Beschaffung von Waren und Dienstleistungen nicht allein von Kostenüberlegungen leiten lassen darf. Er hat die demokratisch legitimierte Pflicht, die öffentliche Auftragsvergabe als politisches Lenkungsinstrument für soziale und ökologische Ziele einzusetzen.
Sabine
Yacoub, Landesvorsitzende des BUND Rheinland-Pfalz:
„Während der Erdüberlastungstag im Kalender jedes Jahr ein Stück weiter nach
vorne rückt und Millionen Menschen weltweit für den Klimaschutz auf die Straße
gehen, liegt die Politik weit hinter den selbst gesteckten Klimazielen zurück.
Es ist völlig klar, dass unsere Art zu wirtschaften den Planeten maßlos
überfordert. Jeder ist dazu aufgerufen, seinen Beitrag zu leisten. Für den
Staat ergibt sich aus seiner Vorbildfunktion jedoch die Verpflichtung,
bewusster zu wirtschaften und zu konsumieren. Der Beitrag des Landes und des
Bundes wäre aufgrund des jährlich für Beschaffungen eingesetzten Volumens
beachtlich.“
Dietmar
Muscheid, Vorsitzender des DGB Rheinland-Pfalz /
Saarland:
„Der Staat kann mit Tariftreue in der öffentlichen Auftragsvergabe einen
entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass Tarifverträge zur Anwendung kommen!“
Tarifverträge sind das zentrale Instrument, um die Einkommen und
Arbeitsbedingungen der Beschäftigten zu verbessern. Von Gewerkschaften und Arbeitgebern
verhandelte Tarifverträge sichern in erheblichem Maß den sozialen Frieden und
gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland. Sie sind der Maßstab für
Transparenz und fairen Wettbewerb in Wirtschafts- und Arbeitswelt. Sie
ermöglichen eine gerechtere Umverteilung und eine gerechte Teilhabe der
Beschäftigten und ihrer Familien in der sozialen Marktwirtschaft. Zudem
entlasten Tarifverträge den Staat, indem die Sozialpartner die
Arbeitsbeziehungen eigenständig regeln und gemeinsam Konflikte lösen.“
Barbara
Mittler, Entwicklungspolitisches Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz
(ELAN):
„Eine nach ökologischen und sozialen Kriterien ausgerichtete Beschaffung hat auch das Ziel, durch Dialog,
Transparenz und Respekt mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel
umzusetzen. Die Zahlung existenzsichernder Löhne bedeutet, die sozialen Rechte
benachteiligter Produzent*innen und Arbeiter*innen zu stärken. Gemeinsam mit
der Einhaltung von Umweltstandards würde dies – insbesondere in den Ländern des
Südens – einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten.“
Zum
Hintergrund:
In der EU-Vergaberichtlinie von 2014 in Artikel 18 werden ökologische und
soziale Kriterien als Vergabegrundsätze formuliert. Dies wurde von der
Bundesrepublik im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) in § 97 (3)
aufgenommen und umgesetzt. Das gilt es nun auch auf Landesebene weiter zu
verwirklichen. In der rheinland-pfälzischen Nachhaltigkeitsstrategie ist die
Berücksichtigung ökologischer und sozialer Kriterien innerhalb der öffentlichen
Beschaffung von Land und Kommunen ebenfalls wichtiges Ziel. Es sollen
beispielweise die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen entlang der Produktions-
und Lieferketten verbindlich in Gesetzen verankert werden. Gleichzeitig sollen
bis 2020 bereits 25 Kommunen Ratsbeschlüsse zur verpflichtenden öko-sozialen
Beschaffung erlassen haben.
Die
öffentliche Hand muss Innovationstreiber werden. Verwaltungen und ihre
nachgelagerten Einrichtungen müssen verpflichtet werden, innovative und
nachhaltige Produkte und Dienstleistungen einzukaufen. Auch bei der
öffentlichen Beschaffung muss das Prinzip „besser statt billiger“ gelten. Ohne
ausreichende soziale Standards bei der öffentlichen Auftragsvergabe besteht die
Gefahr, dass diejenigen, die für den Staat Leistungen erbringen oder Waren
produzieren, ein Einkommen haben, das ihren Bedarf nicht deckt. In der
Konsequenz refinanziert der Staat Einsparungen bei öffentlichen Aufträgen dann
durch höhere Sozialausgaben!
Mitglieder des Bündnisses Faire Vergabe Rheinland-Pfalz (Stand 09/2019)
- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Rheinland-Pfalz e. V.
- Deutscher Gewerkschaftsbund, Bezirk Rheinland-Pfalz / Saarland
- Entwicklungspolitisches Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz e. V.
- Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
- Diözesanstelle Weltkirche im Bistum Trier
- Gemeindedienst für Mission und Ökumene (GMÖ) der Evangelischen Kirche im Rheinland
Ansprechpartner:
Erik Dolch (Entwicklungspolitisches Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz (ELAN e. V.), Telefon 06131 / 972 08 67, E-Mail: beschaffung@elan-rlp.de)
Marc Ferder (Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Rheinland-Pfalz / Saarland, Telefon 06131 / 28 16 32, E-Mail: marc.ferder@dgb.de)
Achim Trautmann (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Rheinland-Pfalz e. V., Telefon 0261 / 973 538 42, E-Mail: achim.trautmann@bund-rlp.de)
Im Anhang der Email befindet sich die Gründungserklärung des Bündnisses: „Erklärung Bündnis faire Vergabe RLP.PDF“
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Mit freundlichen Grüßen
Michael Ullrich
Referent für Umweltschutz
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Landesverband Rheinland-Pfalz e.V.
Landesgeschäftsstelle
Hindenburgplatz 3
55118 Mainz
Telefon: 06131 62706-0
Telefax: 06131 62706-66
michael.ullrich@bund-rlp.de
www.bund-rlp.de
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